Geschichte DS “Neuchâtel”
1912 wurde DS “Neuchâtel” durch Escher-Wyss in Zürich für den Transport von 550 Personen erbaut. In den ersten 57 Betriebsjahren wurden insgesamt 194'657 km zurückgelegt (Jahresdurchschnitt 3415 km).
Im Jahr 1912 stand Neuenburg im Banne des Eidgenössischen Gesangfestes. Der Dampfer "Neuchâtel" wurde gerade rechtzeitig für diesen Anlass in Betrieb genommen und führte eine Triumphfahrt mit der offiziellen Flagge von Le Landeron, an der Kantonsgrenze, nach Neuenburg. Dieser bis dato grösste Dampfer der Juraseen wurde gebaut um einen lange gehegten Traum zu verwirklichen. Er sollte nach fünfzigjährigem Unterbruch die attraktiven Längsfahrten von Biel nach Yverdon zu neuem Leben erwecken. Nach dem Bau der Jura-Südfuss Eisenbahnlinie sank das Verkehrsvolumen und die Schifffahrt beschränkte sich auf den Bedarfsverkehr Neuenburg-Estavayer und Neuenburg-Murten. Im Jahr 1913 eröffnete das Dampfschiff "Neuchâtel" wie geplant den täglichen Dienst Neuenburg-Biel, während sein Schwesterschiff “Fribourg” den Anschluss nach Yverdon gewährleistete.
Diesem Angebot war leider ebenfalls keine Zukunft beschieden, schon ein Jahr später erfuhr es, bedingt durch den Kriegsausbruch des ersten Weltkrieges, ein jähes Ende. Seitdem wurden die beiden Dampfer praktisch nur an Sonntagen während den Sommermonaten eingesetzt. Im Jahr 1954 begann für das Dampfschiff "Neuchâtel", nach dem Umbau auf Ölfeuerung, ein neues Leben.
Der fahrplanmässige Dienst Neuenburg-Biel wurde ab 1961 wieder eingeführt. Leider entsprachen die beiden Raddampfer nicht mehr dem Zeitgeist der 60er Jahre und so wurde 1965 DS “Fribourg” ausser Dienst gestellt. Nach einem eher unbedeutenden Kesselschaden erfolgte 1969 auch die Ausrangierung der “Neuchâtel”. Nach der Verschrottung der Dampfmaschinen, Kesselanlagen und Schaufelrädern führten beide Schiffe ihre Existenz als Restaurants weiter, das erste auf festem Boden in Portalban (FR), die "Neuchâtel" im Hafen von Neuenburg.
Das Projekt der Wiederinbetriebnahme des DS “Neuchâtel”
Seit 1969 fristete der historische Raddampfer “Neuchâtel” im Hafen von Neuenburg ein zweckentfremdetes Dasein als Restaurantschiff. Beim Umbau wurde leider die historisch wertvolle Dampfmaschine verschrottet. Auch erfuhr das Schiff verschiedene wenig vorteilhafte Umbauten.
Im Jahr 1999 wurde DS “Neuchâtel” zum Verkauf ausgeschrieben. Der Verein TRIVAPOR wurde damals mit dem Ziel gegründet, das Schiff zu erwerben und wieder fahrtüchtig zu herzurichten. Leider wurde das Schiff seinerzeit an eine Immobiliengesellschaft verkauft, die es an einen Restaurateur weitervermietete. Im Jahr 2003 stand der ehemalige Dampfer erneut zu einem völlig überhöhten Preis zum Verkauf. 2004 gelang Trivapor mit dem Erwerb der historischen und perfekt passenden Schiffsdampfmaschine Maffei No 576 der erste wichtige Schritt, um die alte “Neuchâtel” wieder zu neuem Leben zu erwecken. Im Frühjahr 2007 gelang schliesslich der Durchbruch und DS „Neuchâtel“ konnte vom Verein TRIVAPOR gekauft werden.
Durch den Kauf des Schiffes waren alle notwendigen Rahmenbedingungen, die zu einer erfolgreichen Reaktivierung des besonderen Belle Epoque Dampfers notwendig waren, gegeben. Mit einer gross angelegten Spendenkampagne, die von vielen privaten Spendern getragen wurde, durch Beiträge der Loterie Romand, sowie der Kantone Neuenburg und Waadt, durch Zuwendungen der meisten Ufergemeinden, einer Subvention vom Bundesamt für Kultur und dank der äusserst grosszügigen Unterstützung von unserem Mäzen, Marc Oesterle, wurde die Renovation finanziert. Zu diesem Zweck wurde DS “Neuchâtel” am 16.10.2010 in Sugiez ausgewassert. Für die umfangreichen Instandstellungsarbeiten wurde eigens eine mobile Werfthalle gebaut. Am 3.5.2012 wurde die revidierte Dampfmaschine in die Schale eingebaut. Die Einwasserung des DS “Neuchâtel” erfolgte am 14. August 2013 und die erste Probefahrt des DS “Neuchâtel” fand am 18.September 2013 statt.
Vom 2. bis 4. Mai 2014 wurde DS “Neuchâtel” festlich eingeweiht. Es wurden alle Stationen aus den Juraseen angefahren. Seit dem Sommer 2014 verkehrt DS “Neuchâtel” wieder in Fahrplandienst.